Ich werde öfters gefragt, ob mein Partner spirituell sei. Und meine Antwort ist: Nein, überhaupt nicht. Er ist kein bisschen spirituell.
Daraufhin werde ich oft mit grossen Augen angeschaut. Lebe ich doch von Yoga- und Meditations-Ausbildungen. Meditiere ich doch täglich. Unterrichte ich doch täglich. Viele erwarten, weil ich so «spirituell» bin, hätte ich auch einen Partner, der spirituell sei.
Ich bin ehrlich gesagt froh, dass mein Partner nicht spirituell ist. Er beschäftigt sich mit ganz «irdischen, normalen» Themen, wie
- Wo kaufen wir am besten ein?
- Wie wollen wir unser Brot backen?
- Welchen Film schauen wir uns als nächstes an?
Meditation ist nicht nur Herumsitzen - sondern kann aktiv im Alltag gelebt werden.
Er interessiert sich zwar nicht für Spiritualität, aber er lässt mir hierfür den Freiraum, damit ich mich diesem Thema widmen kann. Für mich selber ist die Spiritualität nicht ein Bedürfnis, das durch meinen Partner gedeckt werden soll. Ich habe andere Bedürfnisse an meinen Partner, wie
- Gemeinsame Aktivitäten
- Wertschätzende Kommunikation auf Augenhöhe
- Konfliktfähigkeit
- Bereitschaft miteinander zu wachsen
Oft fragt man mich, ob ich kein Bedürfnis habe, mit meinem Partner über die Spiritualität zu sprechen. Und meine Antwort ist: Nein. Ich bespreche diese Themen mit Menschen, die sich dafür interessieren und die ich schätze. In welcher Konstellation sie zu mir stehen, ist dabei irrelevant. Sei es Schüler/in, Kolleg/in, Freund/in…
ABER: Weil er weiss, dass ich spirituell bin, sucht er mir auf Reisen immer die tollsten Sehenswürdigkeiten, die mich interessieren (Tempelanlagen etc.).
Meditation = Reflexion. Was muss dein Gegenüber für dich sein?
Mein Partner hat auch Themen, die ihn interessieren, aber mich nicht, zum Beispiel das Baumklettern. Eines seiner Hobbies und er klettert auch sehr gut. Ich begleite ihn manchmal. Während er also auf Bäumen raufklettert, liege ich in der Hängematte und meditiere/chille.
Natürlich höre ich ihm zu, wenn er über sein Hobby redet. Aber er hält sich dabei kurz, weil er weiss, dass mein Interesse nicht wirklich da ist. Dasselbe gilt für die Spiritualität: Mein Partner hört zu, aber ich halte mich kurz. Denn unsere Zeit ist wertvoll, also nutzen wir sie lieber für die Dinge, die wir gemeinsam mögen und spannend finden.
Ich persönlich finde, dass der/die Partner/in viel mehr ist als ein Bedürfnis-Erfüller. Das Gegenüber ist auch ein Spiegel – und vor allem BEREICHERT das Gegenüber dein Leben. Das kann also sein, dass dein Lieblingshobby nicht vom anderen geteilt wird – aber dafür wird dir etwas ganz Neues gezeigt, an das du nie gedacht hättest und nun total Fan von bist.
Ich finde es total schade, wenn das Gegenüber (Partner/in) ALL deine Bedürfnisse erfüllen muss. Das setzt dein Gegenüber unter einen total unnötigen Druck.
Das Leben: Mehr als Meditation.
Bei mir ist es zum Beispiel so:
- Ich bin gerne sportlich: Klettern, Yoga, Kung Fu, Joggen, aber auch meditieren
- Ich koche ungern und nie
- Ich arbeite gerne und bin dabei auch gerne selbständig
- Ich faulenze auch gerne und liege gerne an der Sonne (aber nicht zu lang)
- Ich gehe gerne essen – und gebe gern Geld aus
- bin gerne alleine
Wenn jetzt mein Herzensmensch genau dieselben Interessen hätte, wäre das zwar toll, aber wenig ergänzend.
Ergänzend und bereichernd ist aber jemand
- Der weiss wie man sparen kann
- Der Ruhe in mein Leben bringt
- Gerne kocht
- Physisch arbeitet
- Sich für IT und Digitale Produkte interessiert
- Gerne angestellt ist
- ist gesellig und ein Familienmensch
Seht ihr, wie schön sich beides ergänzt? Als hyperaktiver Typ ist ein ruhigerer Typ perfekt als Ergänzung. Jemand der gerne kocht ist für mich ideal. Und ich habe nicht den Anspruch, dass mein Gegenüber all meine sportlichen Hobbies auch mag – das ist für mich auch total stressig, denn zugegeben: Ich trainiere sehr viel. Das kann und muss niemand in derselben Intensität absolvieren.
Mein Partner hält mir den Rücken frei und tut vieles, wofür ich keine Zeit habe. Dafür hat er, weil ich so engagiert bin, auch viel Zeit für sein Hobby: Das Klettern. Wir suchen auch immer wieder nach Lösungen, die beide glücklich machen. Vielleicht ist es mal etwas, das für dich 70% cool ist, aber für dein Gegenüber 100%. Und dafür macht er wieder was, das er zu 70% cool findet, ich aber 100% cool finde. Aber ist 70% cool nicht schon besser als 0%? ;)
Mein Rat: Sucht nicht nach Perfektion oder nach einer Kopie von dir. Sondern nehmt das Gegenüber so an wie es ist und schaut, ob er/sie für dich die ideale Ergänzung ist.